Wirler Spitze bei Ziemendorf

Wirler Spitze bei Ziemendorf

Auf einen Blick

Highlights:
NaturWandernDDR-Geschichte
Adresse:

3 Kilometer nord-östlich von Ziemendorf

Zugang:

frei und zu jeder Jahreszeit

Ansprechperson:

Sandra Goltz-Dangler

Kontakt:

goltz-dangler@sunk-lsa.de, 0391/556866-24

Die Wirler Spitze bei Ziemendorf ist ein besonderer Natur- und Erinnerungsort am Grünes Band in Sachsen-Anhalt — dort, wo der Verlauf der ehemaligen innerdeutschen Grenze einen markanten Knick macht.

Landschaftsbild & Besonderheiten

Die Wirler Spitze liegt eingebettet in einen Kiefernwald, doch genau hier öffnet sich die Landschaft: Ausgedehnte Binnendünen- und Heideflächen prägen das Gebiet – Relikte der letzten Eiszeit und zugleich Folge der historischen Grenzzone. Der frühere Grenzstreifen bildete eine langgezogene Freifläche, die heute durch ihre Offenheit wertvolle Lebensräume für wärmeliebende Arten bietet.

Ökologie & Artenvielfalt

Die Offenflächen der Heide und Dünen an der Wirler Spitze sind Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten. So findet z. B. der Nachtschwalbenvogel Ziegenmelker hier einen Brutplatz. Auch wärmeliebende Reptilien wie die Kreuzotter oder seltene Insekten- und Pflanzenarten leben hier. Um die Heide offen zu halten, wird regelmäßig gegen Gehölzaufwuchs vorgegangen, z.B. mit dem sogenannten Kiefernzupfen.

Geschichte & Erlebnis

Die Stelle ist zugleich Ort der Erinnerung: Der Grenzverlauf bildete hier eine markente Spitze und wurde von den DDR-Grenztruppen bewusst freigehalten, um potentielle Fluchtversuche zu erschweren. Entlang ausgewiesener Wege können Besucher:innen sowohl naturkundliche als auch historisch‐kulturelle Spuren erkunden: Grenzrelikte, Erinnerungspunkte und eine tolle Aussicht über die Heide.

Besuchstipps

Bitte Rücksicht nehmen: Die Lebensräume sind empfindlich – verlassen Sie die Wege nicht und tragen Sie zur Erhaltung bei.

Der Zugang ist über einen Wald- und Plattenweg von Ziemendorf aus möglich.

Besonders eindrucksvoll ist der Besuch zwischen August und September, wenn das Heidekraut blüht.

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Gut zu wissen

Was ist das Grüne Band?

Das Grüne Band ist ein europaweites Naturschutzprojekt im Gebiet des ehemaligen "Eisernen Vorhangs", der während des Kalten Krieges Europa in zwei politische Blöcke trennte. Das Grüne Band hat eine Gesamtlänge von über 12.500 km und reicht dabei vom Eismeer im Norden Norwegens bis zum Schwarzen Meer an der Grenze zur Türkei. In Deutschland wurde das Grüne Band nach dem Mauerfall 1989 als gesamtdeutsches Naturschutzprojekt von Naturschützer:innen aus Ost- und Westdeutschland installiert. Der Teil des Grünen Bandes in Sachsen-Anhalt ist 343 km lang und seit 2019 unter dem Motto "Vom Todesstreifen zur Lebenslinie" als Nationales Naturmonument ausgewiesen. Aufarbeitung der Geschichte des Kalten Krieges und der DDR und Naturschutz werden als gleichrangige Aufgaben verstanden.

Was ist das Besondere am Grünen Band?

Das Grüne Band ist ein einzigartiger Verbund aus Erinnerungslandschaft und Naturschutzgebiet. Die militärisch bewachte Grenze war bis 1989 dazu da, Menschen mit Gewalt am Verlassen der DDR zu hindern. Es gab Todesopfer und Verletzte. Gleichzeitig war sie ein Ort, den Menschen nicht betreten konnten. Dadurch entwickelte sich dort eine außergewöhnliche Artenvielfalt. Dieser Widerspruch eines einst tödlichen Grenzregimes und eines sich daraus entwickelten Rückzugsortes für Tiere und Pflanzen ist das, was das Grüne Band ausmacht. Daraus ergibt sich eine doppelte Aufgabe für den Umgang mit dem Grünen Band: als Ort europäischer und globaler Zeitgeschichte und als Ort des Naturschutzes.

Welche Arten sind am Grünen Band zu finden?

In den 146 verschiedenen Lebensraumtypen kommen mehr als 1.200 Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste vor. Pflanzen und Tiere, die anderswo bereits als verschollen oder ausgestorben galten, wurden und werden im Grünen Band wiederentdeckt. Seltene Arten wie Wanstschrecke, Goldener Scheckenfalter, Schwarzstorch, Braunkehlchen, Wachtelkönig, Fischotter, Luchs oder Wildkatze, Arnika, Trollblume, Breitblättriges Knabenkraut oder Küchenschelle finden dort einen Lebensraum. Als ganz besondere Rarität hat sich im Dreiländereck Bayern-Sachsen-Tschechien die Flussperlmuschel erhalten.

Was ist ein Nationales Naturmonument?

Nationale Naturmonumente sind einzigartige Naturerscheinungen von bundesweiter Bedeutung. Sie können wichtige Zeugnisse der Natur- und Kulturgeschichte sein und bieten Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere. Nationale Naturmonumente können mit ihrem besonderen Schutz in Verbindung mit einer behutsamen Besucherlenkung zu mehr Naturverstehen und Naturerleben für viele Menschen beitragen.

In Deutschland stellen Nationale Naturmonumente eine vergleichsweise "junge" Schutzgebietskategorie dar: Die Kategorie ist in Anlehnung an internationale Vorbilder 2010 in das deutsche Naturschutzrecht eingeführt worden. Oftmals im Zusammenwirken natürlicher und menschlicher Einflüsse entstanden, sind sie häufig Refugien für ganz besondere Lebensgemeinschaften. Bezogen auf ihre Größe ordnen sich Nationale Naturmonumente zwischen den deutlich größeren Nationalparken einerseits und den wesentlich kleineren Naturdenkmälern andererseits ein. Vom Grünen Band Deutschland sind mittlerweile die Abschnitte in den Bundesländern Thüringen (2018), Sachsen-Anhalt (2019) und Brandenburg (2022) als Nationale Naturmonumente ausgewiesen.

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Wer ist verantwortlich am Nationalen Naturmonument?

In Sachsen-Anhalt sind das Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt sowie die Staatskanzlei/Ministerium für Kultur Träger des Grünen Bandes. Die Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt (SUNK) und die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt unterstützen die Ministerien.