Gedenkstele für Otto Scholz bei Stapelburg

Gedenkstele für Otto Scholz bei Stapelburg

Auf einen Blick

Otto Scholz wurde am 10. Oktober 1937 in Hohenelbe (heute: Vrchlabi, Tschechische Republik) geboren und am 13. September 1959 bei Stapelburg (Sachsen-Anhalt) in der Nähe der Papierfabrik Eckertal erschossen.

Nach Abschluss der Forstfachschule verpflichtete sich Otto Scholz für eine dreijährige Dienstzeit bei der Grenzpolizei. Er hoffte, durch den Dienst größere Chancen auf eine Stelle als Revierförster zu erhalten. Er wurde in der örtlichen Grenzkompanie Ilsenburg, ganz in der Nähe seines Wohnortes eingesetzt. Nach der Hälfte seiner Dienstzeit wurde ihm die ersehnte Stelle als Revierförster tatsächlich in Aussicht gestellt. Er sollte sie nach Ende seiner Dienstzeit übernehmen. Die Zukunft seines Privatlebens war nunmehr gesichert und so heiratete er am 22. August 1959 die Pädagogikstudentin Alvera K.

Da Otto Scholz eine Ausbildung als Forstingenieur besaß, wurde er auch als Grenzpolizist zu Forstarbeiten im Eckertal eingesetzt. Ein Auftrag lautete, Windbruchschäden zu räumen, damit die Grenzanlagen an dieser Stelle weiter ausgebaut werden konnten. Mit diesen Arbeiten wurde aber auch der private Brennholzbedarf der Offiziere gedeckt. So befahl ihm ein Wirtschaftsgruppenführer der Grenzabteilung Ilsenburg am Morgen des 13. September 1959, in der Nähe der Papierfabrik Eckertal Holz zu schlagen. Um diese Arbeiten zu erledigen musste Otto Scholz den Zehn-Meter-Kontrollstreifen überschreiten und die Drahtsperre öffnen, um in den rund 80 Meter tiefen Grenzstreifen vor der Ecker zu gelangen. Üblicherweise durften sich dort keine Angehörigen der Grenzpolizei aufhalten, denn bis zum Grenzfluss Ecker waren keine weiteren Sperranlagen mehr vorhanden.

Eine Kontrollstreife der Grenzkompanie Halberstadt, bestehend aus dem Unteroffizier Klaus B. und dem Soldaten Gerhard G., patrouillierte an diesem Tag gegen 8.30 Uhr am Kontrollstreifen, um die dort eingesetzten Grenzpolizisten zu überprüfen. Dabei stießen sie in Höhe der Papierfabrik Eckertal auf ein abgestelltes Motorrad. Kurz darauf vernahmen sie ein Geräusch und stießen auf Otto Scholz, der in gebückter Haltung mit dem Rücken zu den Kontrollposten arbeitete. Die Kontrollstreife war nicht über die Arbeiten vor den Sperranlagen informiert gewesen. So nahm sie an, dass Otto Scholz wohl ein Fahnenflüchtiger sei, der sich bereits auf dem Gebiet der Bundesrepublik befand. Der Unteroffizier gab einen Warnschuss aus seiner Maschinenpistole ab. Otto Scholz richtete sich erschrocken auf und wandte sich der Kontrollstreife zu. Daraufhin nahm Klaus B. den Karabiner von Gerhard G. und gab einen gezielten Schuss auf Otto Scholz ab. Dieser wurde in den Brustkorb getroffen und brach zusammen. Er war bereits der dritte Angehörige der Grenzpolizei, den eigene Kameraden 1959 in der Grenzbereitschaft Halberstadt erschossen hatten. Klaus B. rechtfertigte den Schusswaffengebrauch mit dem Hinweis auf eine Äußerung des Kommandeurs der 2. Grenzbrigade, wonach ein toter Deserteur beim „Klassengegner“ keine Aussage mehr machen könne.

Ein Projekt von diesem Akteur

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Museum / Monument (4verschiedene)

Gedenkstätte für Walter Otte bei Stapelburg

Interaktive Onlinekarte „Orte der Repression in Sachsen-Anhalt 1945–1989“

Wanderausstellung „An der Grenze erschossen. Erinnerung an die Todesopfer des DDR-Grenzregimes in Sachsen-Anhalt“

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Gut zu wissen

Was war die deutsch-deutsche Grenze?

Durch die Beschlüsse der Konferenz von Potsdam wurde Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Bereits früh wurde der Verkehr über die Zonengrenzen reglementiert und Grenzpolizeien aufgestellt. Aus den drei Westzonen entstand 1949 die Bundesrepublik Deutschland, aus der Sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik. Beginnend mit einem Beschluss des Ministerrates der DDR vom 26. Mai 1952 wurde die Grenze zur Bundesrepublik nach und nach ausgebaut und militärisch bewacht. Spätestens mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 wurde die DDR-Grenze zu einem nahezu unüberwindlichen Hindernis. Den zeitlichen Höhepunkt der Grenzsicherung bildeten die 70er und frühen 80er Jahre. Zu dieser Zeit war die Grenze ein hochkomplexes Sicherheitssystem aus Streckmetall- und Signalzäunen, teilweise Sichtschutzmauern, Sperrstreifen, Wachtürmen, Hundelaufanlagen, Bodenminen und Selbstschussanlagen. Die Grenze diente dem Zweck, Menschen am Verlassen der DDR mit Gewalt zu hindern.