Wassermühle Hinze in Abbenrode
Andreas Weihe
Auf einen Blick
Highlights:
WirtschaftsgeschichteIndustriekulturÖffnungszeiten
nach Vereinbarung
Eintritt
frei
1745 wird unter dem Namen Stolze ein Eisenhammer, in der späteren Mühle Hinze aufgeführt, der bis 1821 unter Georg Spörer in Betrieb war. Der Eisenhammer brauchte für die laufende Arbeit 2 Mühlenräder mit Wasserantrieb und Transmission, ein Wasserrad mit Achse für den Eisenhammer und ein Wasserrad für das Schmiedefeuer. Er wurde 1821 verkauft und in eine Faktorei zum Eisenhammer Ilsenburg umgewandelt.
1850 wird eine „Chemische Fabrik“ eingerichtet. Die Besitzverhältnisse ändern sich. Es wurden unter anderem Stärke, Waschpulver und Schuhcreme hergestellt. Auch von einer Fassfabrik war die Rede. Demselben Eigentümer gehörte auch die benachbarte Papiermühle (heute Mühle Zimmermann).
Bevor Ende des 19. Jahrhunderts der zeitweilige Eigentümer Schacht die damalige Stärkefabrik (daher stammen die ausgebauten Etagen auf dem Dach und dienten als Trockenböden) zu einer Mühle ausbaute, war sie im Besitz von Salomon Hardegen. Der spätere Besitzer Schacht, baut die Stärkefabrik dann zu einer Kornmühle um. Am 6. April 1897 verkaufte Friedrich Schacht, Abbenrode Nr. 69, das Mühlengrundstück an den Müllermeister August Hinze und dessen Ehefrau Wilhelmine, geb. Kunze.
Der Mühlenbesitzer August Hinze muss um die Jahrhundertwende verstorben sein. Bei gerichtlichen Streitigkeiten erscheint immer der Name der Witwe Wilhelmine, meistens durch ihren Sohn Adolf vertreten. Die Mühle wurde dann von der Witwe Wilhelmine und ihren Söhnen Adolf und Otto betrieben.
Außer der Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Schrotgang werden mit Wasserkraft und zwei Mühlenrädern eine Lohndreschmaschine, eine Häckselmaschine und eine Kreissäge für Lohnschnitt betrieben. 1939 heiratete der Müllermeister Friedrich Zimmermann die Tochter von Adolf Hinze, Wilhelmine, und es erfolgte eine Wirtschaftszusammenlegung mit der benachbarten Mühle Zimmermanns. Im Zuge des Alterns der Familie Hinze wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Das Wohnhaus war noch bis 1974 vermietet. Durch den Verfall des Mühlengebäudes wurde dieses 1975 aus Sicherheitsgründen und Grenznähe abgerissen. Erhalten geblieben sind nur die alte Waschküche und die Scheune.
Im Jahre 2010 wurde der Heimatverein Abbenrode Eigentümer des Geländes. Den Mitgliedern des Vereins bot sich ein trostloser Anblick bei der Übernahme des Geländes. Da sich der Heimatverein der Geschichte und Mühlentradition verpflichtet fühlt und schon die Wassermühle Otto von 2002 bis 2027 saniert hatte, entstand die Idee, aus den noch sichtbaren Anlagen ein Freilichtdenkmal mit einem Rast- und Infoplatz zu errichten. Nach mehreren kleinen Aufräumaktionen wird seit 2010 intensiv an der Umgestaltung des Geländes gearbeitet. In den Jahren 2015 bis 2023 entstand ein Rast- und Infoplatz in der Größe von ca. 30 x 20m. Infotafeln informieren über die Geschichte der Montan-, Verhüttungs- und Mühlengeschichte von Abbenrode. Wanderer und Spaziergänger haben die Möglichkeit Rast zu machen und sich über die Mühlentradition von Abbenrode zu informieren.
Dreschen in der Mühle Hinze, um 1920
Ein Projekt von diesem Akteur
Heimat-, Kultur- und Museumsverein Abbenrode e.V.
Initiative oder VereinDer Verein kümmert sich um den Erhalt von Kulturgut in Abbenrode und im Nordharz, um die Erinnerung an die ehemalige innerdeutsche Grenze und die Pflege der fast 900-jährigen Mühlentradition im Ort.
Ansprechperson
Andreas Weihe Vereinsvorsitzender
Matthias Behne | Lautwieleise
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Gut zu wissen
Was war die deutsch-deutsche Grenze?
Durch die Beschlüsse der Konferenz von Potsdam wurde Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Bereits früh wurde der Verkehr über die Zonengrenzen reglementiert und Grenzpolizeien aufgestellt. Aus den drei Westzonen entstand 1949 die Bundesrepublik Deutschland, aus der Sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik. Beginnend mit einem Beschluss des Ministerrates der DDR vom 26. Mai 1952 wurde die Grenze zur Bundesrepublik nach und nach ausgebaut und militärisch bewacht. Spätestens mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 wurde die DDR-Grenze zu einem nahezu unüberwindlichen Hindernis. Den zeitlichen Höhepunkt der Grenzsicherung bildeten die 70er und frühen 80er Jahre. Zu dieser Zeit war die Grenze ein hochkomplexes Sicherheitssystem aus Streckmetall- und Signalzäunen, teilweise Sichtschutzmauern, Sperrstreifen, Wachtürmen, Hundelaufanlagen, Bodenminen und Selbstschussanlagen. Die Grenze diente dem Zweck, Menschen am Verlassen der DDR mit Gewalt zu hindern.
Was ist das Grüne Band?
Das Grüne Band ist ein europaweites Naturschutzprojekt im Gebiet des ehemaligen "Eisernen Vorhangs", der während des Kalten Krieges Europa in zwei politische Blöcke trennte. Das Grüne Band hat eine Gesamtlänge von über 12.500 km und reicht dabei vom Eismeer im Norden Norwegens bis zum Schwarzen Meer an der Grenze zur Türkei. In Deutschland wurde das Grüne Band nach dem Mauerfall 1989 als gesamtdeutsches Naturschutzprojekt von Naturschützer:innen aus Ost- und Westdeutschland installiert. Der Teil des Grünen Bandes in Sachsen-Anhalt ist 343 km lang und seit 2019 unter dem Motto "Vom Todesstreifen zur Lebenslinie" als Nationales Naturmonument ausgewiesen. Aufarbeitung der Geschichte des Kalten Krieges und der DDR und Naturschutz werden als gleichrangige Aufgaben verstanden.